Geistliche Chormusik mit Kompositionen und Bearbeitungen von Holger Hantke

Welch ein Sonntag (27. März 2022): in der schönen Lübecker Kirche hatten sich zahlreiche Sängerinnen und Sänger, Orchester-musiker:innen, Orgelspieler und viele Zuhörer versammelt, um etwas ganz Besonderes zu erleben. Nämlich ein Konzert zu Ehren des Komponisten Holger Hantke. Es war eine Geste der Versöhnung, denn zwischen dieser Aufführung und dem Beginn des kompositorischen Schaffens von Holger Hantke lagen fast 30 Jahre des Kämpfens um die Akzeptanz seiner Musik in unserer Kirche. Unter den Zuhörern waren auch solche, die diese unschöne Zeit direkt miterlebt haben. Einer davon ist der Verfasser dieser Zeilen.

Da hat es gutgetan, dass der Gedanke der Versöhnung gleich zu Beginn des Konzertes angesprochen wurde. Auch die erlittenen Kränkungen wurden nicht verschwiegen. Der Betroffene war höchstpersönlich anwesend, und möge dieses Ereignis als Zeichen der Wiedergutmachung wahrgenommen haben. Das dem so war, konnten wir noch im Laufe des Konzertes verspüren, denn Holger Hantke ließ es sich nicht nehmen, am Schlusse des Konzertes persönlich mitzuwirken…

Aus dem reichhaltigen Schaffen des Holger Hantke wurden 14 Werke aufgeführt. Im Mittelpunkt des Konzertes standen die Orchestersätze zu den Chorliedern „Du bist´s, dem Ruhm und Ehre gebühret“ | „Preis und Anbetung“ | „Herr, mein Gott, ich traue auf dich“ und „Lobe den Herrn, meine Seele …“  Aus dem reichhaltigen Schaffen des Holger Hantke wurden 14 Werke aufgeführt. Im Mittelpunkt des Konzertes standen die Orchestersätze zu den Chorliedern „Du bist´s, dem Ruhm und Ehre gebühret“ | „Preis und Anbetung“ | „Herr, mein Gott, ich traue auf dich“ und „Lobe den Herrn, meine Seele …“

Ursprünglich für symphonische Besetzung komponiert, waren diese Stücke für die heutige Aufführung neu arrangiert worden. Das Orchester hatte dabei nicht nur eine begleitende Funktion, sondern erweiterte das musikalische Geschehen auf mannigfache Weise und hat zudem die textliche Ausdeutung der ursprünglichen a-cappella-Chorsätze übernommen. Dazu hat der Komponist beispielsweise im Vor- und Nachspiel zu „Herr, mein Gott...“ den Luther-Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ verarbeitet.

Erklungen sind auch Beispiele der von Holger Hantke verfassten Choralpartiten. Eine davon ist „Ich will dich lieben, meine Stärke“. Der Vortrag dieser Komposition entfaltete eine nahezu meditative Wirkung. Die Interpreten hatten sich ganz der Wirkung von Ton und Wort hingegeben, gelenkt durch unterstützende, dezente Taktführung des Dirigenten. Im Raum war eine sakrale Andacht spürbar. Das nahm auch der Dirigent wahr, und hat deshalb erfreulicherweise eine angemessene Pause nach dem Ausklang des letzten Akkordes zugelassen.

Erklungen sind auch Beispiele der von Holger Hantke verfassten Choralpartiten. Eine davon ist „Ich will dich lieben, meine Stärke“. Der Vortrag dieser Komposition entfaltete eine nahezu meditative Wirkung. Die Interpreten hatten sich ganz der Wirkung von Ton und Wort hingegeben, gelenkt durch unterstützende, dezente Taktführung des Dirigenten. Im Raum war eine sakrale Andacht spürbar. Das nahm auch der Dirigent wahr, und hat deshalb erfreulicherweise eine angemessene Pause nach dem Ausklang des letzten Akkordes zugelassen.

Holger Hantke hat sich in seinem umfangreichen kompositorischen Schaffen auch mit Gospelmusik befasst. Vorgetragen wurden die Variationen für Alt-Saxophon und Orgel über „Amazing Grace“. Solist war Gerrit Schwab, die Orgel spielte Christian Schalck. Beide verstanden es, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Was zur Folge hatte, dass viele Anwesende in guter Gospel-Tradition „Körper-einsatz“ zeigten.

 

Wir erlebten nun auch eine Uraufführung! Das war die 2010 entstandene Bearbeitung zu den Worten in Psalm 90, 10 „Unser Leben währet siebzig Jahr…“ Diese Komposition war als eine Art „Sophisticated Blues“ zu Ehren von Klaus-Michael Fruth und aus Anlass zu dessen 70. Geburtstag entstanden. Mit ihm war Holger Hantke langjährig befreundet. Hier wirkten Chor, Orgel und Alt-Saxophon in beeindruckender Weise als ein sich immer mehr vereinigender Klangkörper.

In diesem Bericht kann nicht auf alle Darbietungen eingegangen werden. Sie werden vielleicht / hoffentlich auf elektronischem Wege zum Nachhören zur Verfügung gestellt (etwa via YouTube!?). Es soll aber noch eine sehr erwähnenswerte Sache genannt sein. Das ist die Moderation von Jörg-Peter Jacobsen (Evangelist und Vorsteher der Gemeinde Ahrensburg). Er hat mit einfühlsamen Worten durch das Programm geführt und wichtige Informationen dazu gegeben. Viele Zuhörer wird es erfreut haben, dass er sogar Johann Sebastian Bach erwähnte.

Dieser war nämlich nach Lübeck gewallfahrt, um bei Dietrich Buxtehude mehr zum Orgelspiel zu lernen. Bach legte den Weg „per Pedes“ zurück. Es waren immerhin nahezu 500 Kilometer. Damals allerdings nichts Ungewöhnliches. Kost und Logis verdiente sich Bach unterwegs durch Orgelspiel in den Kirchen „am Wegesrand“. Bach war von der Technik des Orgelspiels des Dietrich Buxtehude so fasziniert, dass er den ihm von seinem „Arbeitgeber“ in Arnstadt (Thüringen) gewährten Urlaub (4 Wochen!) weit überzog. Er blieb sogar noch über Weihnachten in Lübeck. Erst im Februar 1706 trifft Bach mit drei Monaten Verspätung wieder in Arnstadt ein. Dort erlebte er seinen Dienstherrn „not amused“. Und das nicht nur wegen der „Überziehung“ des Zeitfensters, sondern wegen seiner nun „befremdlichen“ Art des Orgelspiels. Zitat aus dem Protokoll des Presbyteriums zu Arnstadt: „(wir) halten ihm vor, dass er bisher in dem Chorale viele wunderliche variationes gemachet, viele frembde Thone (Anm: harmoniefremde Töne) mit eingemischet, dass die Gemeinde drüber confundiret (Anm.: verwirrt) worden. Er habe ins künfftige wann er ja einen tonum peredrinum (Anm.: einen Ton einer entfernten Tonart) mit einbringen wollte, selbigen auch außzuhalten … habe bißhero etwas gar zu lang gespiehlet, … währe … gleich auf das andere extremum gefallen und hätte es zu kurtz gemachet …“ (Zitat-Ende).

In diesem Konzert hatte die Lübecker Kirchen-Orgel einen ganz besonderen Part zu leisten. Sie wurde sehr professionell von Christian Schalk gespielt. Und das nicht nur „handwerklich“, sondern auch mit viel Feingefühl für die unterschiedlichsten Werke und kaum zu überbietender Perfektion in der Abstimmung mit den Dirigenten, dem Chor und dem Orchester. Bach und Buxtehude hätten ihre Freude an ihm gehabt… Ja, das musste sich Johann Sebastian Bach damals anhören. Sind wir da nicht ganz direkt bei Holger Hantke und der Schelte gegen ihn!!?? Zum Glück haben beide nicht resigniert aufgegeben. Dem HERRN sei Dank. Wir wären heute um viele großartige Werke ärmer. Beispiele für Bachs Kompositionen aus dieser Zeit (1706) sind: Orgelchoral „Wie schön leuchtet der Morgenstern (BWV 739) Kantate „Nach dir, Herr, verlanget mich“ (BWV 150)

Holger Hantke wurde zum Schluss mit stehenden Ovationen verabschiedet. Er nahm dies sehr bewegt, aber auch dankbar entgegen. Timo Schmidt hatte ihn gebeten, sich in die Mitte der Musiker zu begeben. Die „Konzert-Gemeinde“ schickte viele „Bravos“ zu ihm und den Musikern. Diese Dankbarkeit galt natürlich auch den „Maestri“ Timo Schmidt und Michael Hantke. Frederike Baumgärtner überreichte ihnen, dem Organisten und dem Saxophon-Solisten wunderbare Frühlings-Blumen-Sträuße, und sparte dabei nicht mit Worten des Dankes und des Lobes. Natürlich wurden auch der Ehrengast Holger Hantke und der Moderator bedacht.

Evangelist Jacobsen ließ auch nicht unerwähnt, wie sehr sich alle Akteure über die vorzügliche Bewirtung gefreut haben. Ja, Liebe geht eben auch „durch den Magen“. Das haben die „Lieferer“ mit stiller Freude und Dankbarkeit vernommen. Eine solche Darbietung haben wir lange nicht erlebt! Es war ein Glücksfall für die Freunde geistlicher Musik. Ganz entscheidend für die Wirkung der Aufführungen war die wunderbare Akustik der Lübecker Kirche. Nicht auszudenken, dass es sie bald nicht mehr geben soll!? Dieser Sonntag (27. März 2022) möge einen ganz besonderen Platz in der Chronik der Lübecker Gemeinde der Neuapostolischen Kirche Nord- und Ostdeutschland einnehmen. Zum Schluss sei noch einmal Bach zitiert: „Soli Deo Gloria“ | dem Herrn allein die Ehre | diese Worte hat er über viele seiner großartigen Kompositionen geschrieben.